The Boy in the Smoke by Johnson Maureen

The Boy in the Smoke by Johnson Maureen

Autor:Johnson, Maureen [Johnson, Maureen]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2015-11-10T16:00:00+00:00


III

DIE EXPERTIN

Die Klinik lag außerhalb von Brighton. Es war ein ausladendes Gebäude, dessen Baustil vage an den viktorianischen erinnerte, mit vielen Bögen und großen Fenstern und einer weiß getünchten Fassade. Ein Bauwerk, wie man es in Küstenorten findet. Sein Anblick erinnerte Stephen an ein riesiges Vanille-Eis. Eines mit neunundsechzig Einzelzimmern für Privatpatienten und einer mehr als tausend Quadratmeter großen, äußerst gepflegten Grünanlage mit Privatweg zu Meer und klinikeigenem Strand. Im Anschluss an die Aufnahmeformalitäten wurde Stephen in ein komfortables Zimmer ohne besondere persönliche Note geführt – schwere Vorhänge vor den Fenstern, ein Schreibtisch, ein an die Wand montierter Fernseher, alles in ruhigen und gedeckten Farben gehalten. Der Einrichtung nach hätte es auch ein Hotelzimmer sein können. In einem kleinen Plastikrahmen neben der Tür hing bereits der Zeitplan für sein Tagesprogramm.

Prompt ertappte sich Stephen dabei, dass er überlegte, wie er wohl am schnellsten von A nach B kam, bevor ihm wieder einfiel, dass er ja in einer Klinik war und nicht mehr durch die ganze Stadt rennen musste, um pünktlich zum Lateinkurs zu kommen. Der Rhythmus hier war zwar gemächlich, ließ aber auch keinen Raum, herumzusitzen und in schmerzlichen Erinnerungen zu schwelgen. Frühstück war um neun. Danach konnte man zwischen einem Malkurs oder einer Gruppenradtour wählen (er würde die Radtour mitmachen), anschließend hatte er eine Einzeltherapiesitzung, dann gab es Mittagessen und einen »Strandspaziergang«, dann Gruppentherapie, im Anschluss standen entweder Yoga oder Tai-Chi auf dem Programm (er würde Tai-Chi nehmen), dann war es Zeit für die Eintragungen ins Tagebuch (das er von jetzt an führen musste) und anschließend gab es Abendessen. Auf diese Weise würde er also den restlichen Juni verbringen, während seine Mitschüler bei den Abschlussprüfungen Blut und Wasser schwitzten. Man hatte ihm gesagt, dass Vorkehrungen getroffen werden würden, damit er seinen Studienplatz in Cambridge behalten und seinen Abschluss in Eton irgendwie nachholen konnte, aber darum müsse er sich jetzt noch keine Gedanken machen – wurde ihm versichert.

Er machte sich überhaupt keine Gedanken darüber. Sein Zimmer hatte Meerblick, es machte ihm nichts aus, mit einem Psychiater zu sprechen, und am Essen gab es auch nichts auszusetzen. Er war hierhergekommen, um sich zu erholen, und das allein war schon ein gewaltiger Schritt gewesen.

Seine Eltern übernahmen zwar alle Kosten, aber zu Besuch kamen sie kein einziges Mal. Damit hatte er gerechnet und es war ihm auch definitiv lieber so.

So vergingen die ersten Tage. Wie nicht anders zu erwarten, wollte sein Psychiater mit ihm auch über Peter sprechen, aber Stephen zögerte. Über Regina konnte er endlich reden, damit hatte er kein Problem mehr. Aber von Peter zu erzählen, brachte er irgendwie nicht fertig. Kurz vor dem Einschlafen wanderten seine Gedanken immer wieder zu ihrem Gespräch im Bootshaus zurück. Nicht, dass es ihm Angst gemacht hätte, über Peter nachzudenken, im Gegenteil, der Gedanke an ihn war eher beruhigend. Wahnvorstellung hin oder her, Peter war schließlich …

Sein Freund?

Na schön. Dann hatte er eben einen imaginären Freund. Aber während sein Psychiater von Tag zu Tag hartnäckiger versuchte, die Sprache auf Peter zu bringen, ertappte sich Stephen dabei, dass er von Tag zu Tag zugeknöpfter darauf reagierte.



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